„Behandeln statt Abwarten“ ist in Kreis-Kitas gut angelaufen

Mehr als 170 Flüchtlingskinder im „Kindergartenalter“ sind allein im vergangenen Jahr in den Landkreis Neuwied (ohne Stadt Neuwied) gekommen. Viele von ihnen besuchen inzwischen eine der insgesamt 56 Kitas im Kreis. Nicht wenige dieser Kinder haben in ihrem Heimatland oder während der Flucht traumatische Ereignisse erlebt. Mit einem traumatherapeutischen Angebot unterstützt Daniela Lempertz, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin aus Neuwied, inzwischen betroffene Flüchtlingskinder und Kitas im Kreisjugendamtsbezirk Neuwied. Sie weiß aus Erfahrung: „Ein Kind, dessen Gehirn noch damit beschäftigt ist, traumatische Ereignisse zu bearbeiten, hat weniger Kapazitäten für anstehende Entwicklungsaufgaben“.

Foto: Mit einem traumatherapeutischen Angebot unterstützt Daniela Lempertz, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin aus Neuwied, inzwischen betroffene Flüchtlingskinder und Kitas im Kreisjugendamtsbezirk Neuwied. Mit auf dem Foto: Daniela Lempertz (links), 1. Kreisbeigeordneter Achim Hallerbach, Kita-Leiterin Britta Baumann-Peikert (rechts), daneben Ortsbürgermeisterin Cilly Adenauer und Kita-Referatsleiterin Kerstin Schwanbeck-Stephan.„Unser gemeinsames Ziel war und ist es, die Kinder so weit zu stabilisieren und zu behandeln, dass die Kontaktaufnahme zu Erzieherinnen und anderen Kindern, Lernen, Spielen – kurzum: die Integration in die Kita – gefördert und erleichtert werden. Das Konzept von Daniela Lempertz hat uns da überzeugt. Es trägt auch dazu bei, die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas zu erleichtern,“ beschreibt Achim Hallerbach, 1.Kreisbeigeordneter und zuständiger Dezernent für das Kreisjugendamt, die Intention für das Unterstützungsangebot, das der Kreis aus den Mitteln des ehemaligen Betreuungsgeldes finanziert.

Das Behandlungskonzept „Behandeln statt Abwarten“ besteht aus mehreren ineinander greifenden Komponenten und beginnt mit der Schulung der Bezugserzieherinnen in der Kita, damit sie eine erste Einschätzung darüber vornehmen können, ob ein Kind unter einer besonderen psychischen Belastung steht. Nach einem Diagnosegespräch, der Einbeziehung der Eltern und einer weiteren Testung durch die Therapeutin erfolgen in Behandlungsgruppen mit maximal sechs teilnehmenden Kindern hochfrequente Intensiv-Behandlungen über fünf Gruppensitzungen.  

Zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht wurde das Projekt kürzlich in der Kommunalen Kita in Erpel - der ersten Kita im Kreis, die sich diesem Behandlungskonzept für traumatisierte Kinder geöffnet hat.

Dort ziehen Daniela Lempertz und Kita-Leiterin Britta Baumann-Peikert ein positives Fazit: Während die Kinder zunächst eher ängstlich und unsicher reagiert haben, haben sie sich mit fortschreitender Behandlungsdauer zunehmend interessiert und freudig gezeigt. Bei den Eltern überwiegen, so Daniela Lempertz, Freude und Dankbarkeit für das Angebot an sich. Sie gewinnen eine ganz neue Sicht auf ihre Kinder als kleine „Helden“.

Trotz mancher Widrigkeiten (z.B. der Verständigung bei mangelnder Alphabetisierung) haben alle Beteiligten das Projekt sehr positiv aufgenommen und es entstand sowohl zu den Kindern als auch zu ihren Eltern ein sehr herzlicher Kontakt. „Die Kinder gehen gestärkt und gefestigt aus der Behandlung und integrieren sich schneller und leichter in den Kita-Alltag,“ bestätigt Britta Baumann-Peikert.

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