Wiederholt ist die Fülle der Beiträge gewohnt vielseitig. Zunächst werden die im Vorjahr für ihr gesellschaftliches Engagement per Plakette, Medaille oder Nadel staatlich Ausgezeichneten porträtiert. Es folgt der mittlerweile schon fast traditionelle Jahresrückblick mit den auf Kreisebene wesentlichsten Ereignissen zwischen Juli 2016 und Juni 2017.

Zu Beginn der heimatkundlichen Beiträge kommen aus Anlass der Würdigung Raiffeisens dessen heute noch präsenten Spuren innerhalb der Stadt zur Sprache sowie die Feier seines 150. Geburtstages im Frühjahr 1968. Sehr interessant ist ein Exkurs in Raiffeisens Familie, vornehmlich zu seinen beiden Brüdern: Carl, Farmer in Missouri, und Ludwig, Bergrat an der Saar. Exemplarisch sind Eindrücke vom Agieren der Raiffeisenkasse in Wienau sowie einer Weidegenossenschaft in Elgert.

Die zahlreichen Patronate des Hl. Donatus in und um Linz sowie die wechselvolle Geschichte eines alten Bergwerkskreuzes in Rheinbreitbach lassen erkennen, wie tief unsere Vorfahren – seien es Winzer oder Bergleute – im christlichen Volksglauben verwurzelt waren. Dem laxen Umgang mit so manchem Kulturgut in der Nachkriegszeit nimmt sich der Bericht eines namhaften Zeitzeugen an. Wieder mal wird Orgelgeschichte geschrieben, diesmal jene der Klais-Orgel zu Bad Hönningen. Hausgeschichte kann auch besonders spannend sein, so wie jene des prominenten Linzer Hauses Bucheneck.

Dem würdigen Gedenken der Kriegsopfer – einst Helden des Vaterlandes – ist ein eigener Beitrag aus Rengsdorf gewidmet. Langendorf und Heddesdorf bilden mit Siedlung und Gemarkung den Grundstock Neuwieds, was auch im Kartenbild deutlich wird. Dem bis 1803 den Marienstätter Zisterziensern gehörende Streubesitz widmet sich ein weiterer Beitrag, ebenso dem wechselvollen Herrschaftswechsel nach Aussterben der Isenburger um deren Stammsitz und Maischeid. Wer weiß noch etwas von einer Windmühle in Anhausen, kennt neben der eigentlichen Neustädter Mühle auch die dortige Oligwieser Mühle?  

Dass wirtschaftliche Not im Familienleben früherer Jahrhunderte ganz massiv zu Tage trat, zeigen die Auswertungen von Kirchenbucheinträgen in Niederbieber um 1770, wie „schlagfertig“ die kurkölnische Armee zu dieser Zeit war, jene der Stadtarchivalien von Unkel. Ebenso fremd wie beklemmend mutet es uns heute an, wenn wir hören, dass eine Eheschließung um 1800 noch von dem Placet des fürstlichen Haus Wied abhing.

Erstaunlich sind auch das Agieren eines Juden zum Wohl der Einwohner von Linz während der Hungerjahre von 1816 und 1817, das lange schriftstellerische Wirken eines evangelischen Pfarrers sowie die sagenhafte Hinterlassenschaft eines Maharadschas an dessen mutmaßlichen Nachfahren in Neuwied.

Dass deren Söhne des Öfteren in die Ferne schweiften zeigen die Auswertung einer Bergtour des rheinischen Turnvaters Kappel 1904 in die Schweiz sowie das Engagement des Rennsteigforschers Prof. Bühring etwa zur selben Zeit in Thüringen. Dass die Mineralquellen der „Bäderstädte“ Bad Breisig und Bad Hönningen von einem Quellenforscher aus Niederbieber entdeckt wurden, zeigt ein eigener interessanter Beitrag.

Je zwei Aufsätze stellen den regionalen Bahn- bzw. Schiffsverkehr in ihren Fokus: So reicht die Geschichte der Eisenbahn im Landkreis bis in die Zeit um 1870 zurück und eröffnet mithin ganz konkret in Neuwied auch städtebaulich Akzente, die mit dem Bau und der Gestaltung diverser Bahnhöfe und deren Vorplätze bis in unsere Tage reicht. Dass Engers nun wie vor etlichen Jahrzehnten wieder als Anlegeplatz Rheinreisender fungiert ist ebenso erwähnenswert wie der Einzug der Flusspioniere in die gleichnamige Kaserne vor 50 Jahren, die derzeit zur Unterbringung von Asylanten genutzt wird. Das Schicksal des ehem. Amtes Altenwied (Asbach und Neustadt) spannt den Bogen von der Gebietsreform von 1968/70 zu jener der kommenden Jahre, wenn außer Asbach die übrigen Verbandsgemeinden uniert werden sollen.

Zwei weitere Beiträge führen uns Zivilcourage bzw. vorbildliches menschliches Agieren in Zeiten des Terrors vor Augen: So das von Prof. Otto Fleer in Neuwied gegen die Gleichschaltung des Kindergartens der ev. Marktkirche bzw. Stiftung Kleinkinderschule und die starke Freundschaft zwischen einer Bauernfamilie in Asbach-Krumscheid und die eines ehemaligen französischen Zwangsarbeiters, die bis heute anhält und durch eine stattliche Friedenseiche versinnbildlicht wird.  

Dass heimische Pflege früher von sog. Gemeindeschwestern ausgeübt wurde, ist nur wenigen noch geläufig; hier am Beispiel des evangelischen Feldkirchen. Seit über 70 Jahren besteht das katholische Schulland- bzw. Jugendheim Niedermühlen; es wartet heute noch mit internationalen Jugendbegegnungen – maßgeblich während der Sommermonate – auf. Naturkundliche Porträts würdigen die Wied geografisch und erdgeschichtlich sowie biologisch in Flora und Fauna, erklären die Wanderungen und Identifizierung von Wolfsspuren in unserm Landkreis und darüber hinaus. Mit den Rezensionen aktueller heimatkundlicher Literatur endet das neue Kompendium.