Kreisjugendamt erhält sehr gutes Testat für die Qualität der Arbeit - gute Kostenstruktur bei hoher Fallbelastung

Ein sehr gutes Testat erhielt das Kreisjugendamt vom Leiter des Institutes für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ISM), Diplom-Pädagogen Heinz Müller (rechts). Darüber freuten sich die Leitung des Kreisjugendamtes, Jürgen Ulrich und Uwe Kukla sowie der zuständige 1. Kreisbeigeordnete Achim Hallerbach. Das Kreisjugendamt Neuwied nimmt seit 2002 an dem landesweiten Projekt „Qualitätsentwicklung durch Berichtswesen“ in der Jugendhilfe teil. In der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses für den Kreisjugendamtsbezirk Neuwied wurde das aktuelle Datenprofil für den Kreisjugendamtsbezirk vorgestellt.

Foto: Ein sehr gutes Testat erhielt das Kreisjugendamt vom Leiter des Institutes für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ISM), Dipl.-Pädagogen Heinz Müller (rechts). Darüber freuten sich Kreisjugendamtsleiter Jürgen Ulrich, sein Stellvertreter Uwe Kukla sowie der 1. Kreisbeigeordnete und Dezernent für Kinder, Jugend und Familien, Achim Hallerbach, und sehen sich in der bisherigen Arbeit bestätigt.„Wir sehen uns in der bisherigen Arbeit bestätigt. Mein Dank gilt in diesem Zusammenhang auch der Unterstützung aller Mitglieder des Kreisjugendhilfeausschusses in den vergangenen Jahren, die die fachliche Arbeit des Kreisjugendamtes über die Parteigrenzen hinweg in den vergangenen Jahren unterstützt haben“, betonte der 1. Kreisbeigeordnete Achim Hallerbach.  

Heinz Müller machte deutlich, dass Kinder- und Jugendhilfe mittlerweile als dritte Sozialisationsinstanz neben Familie und Schule gilt, dabei wurde insbesondere auf das differenzierte Angebot der Kinder- und Jugendhilfe von Frühen Hilfen, Familienhebammen über die Angebote in der Kindertagesbetreuung über Schulsozialarbeit und Jugendarbeit bis hin zu den Hilfen zur Erziehung und den Aufgaben im Kinderschutz dargestellt. Die Netto-Ausgaben im Bereich der öffentlichen Jugendhilfe haben sich nach Darstellung von Müller 2001 bis 2015 von 17 Milliarden Euro auf 37,7 Milliarden Euro erhöht, dabei ist der Zuwachs insbesondere dem Ausbau des Angebotes in Tageseinrichtungen für Kinder zuzuordnen.

„Das sogenannte Berichtswesen beschäftigt sich insbesondere mit der Frage, welche Einflussfaktoren die Inanspruchnahme von Leistungen die Jugendhilfe beeinflussen, um daraus auch Rückschlüsse auf die Jugendhilfeplanung der Kommunen ziehen zu können“, erklärt Kreisjugendamtsleiter Jürgen Ulrich.

Neben den nicht steuerbaren Faktoren, die Einfluss auf die Inanspruchnahme von Hilfen haben, gehören insbesondere Armutslagen, soziostrukturelle Belastungen, Wandel der Familienformen, demografischer Wandel, etc.  

Eine zunehmende Bedeutung erlangen die Einflussfaktoren an der Schnittstelle zu anderen Systemen wie der Schule, Kinder- und Jugendpsychiatrie, dem Gesundheitssystem und der Justiz.

Achim Hallerbach betont: „Unmittelbaren Einfluss auf die Leistungsgewährung durch die Jugendämter haben insbesondere Faktoren wie unter anderem die Hilfegewährungspraxis in den Jugendämtern, die Präventionsarbeit und die Qualität der Hilfeleistung.“

Nach einem seit 2002 bestehenden kontinuierlichen Anstieg der Fallzahlen bundesweit um 70 Prozent bei den Hilfen zur Erziehung ist seit 2014 erstmalig ein leichter Rückgang auf rund 26.000 Hilfen bundesweit zu verzeichnen.

Im Landkreis Neuwied entspricht die Entwicklung der Fallzahlen weitgehend dem Trend, im Jahr 2017 wurde in 710 Fällen Hilfen zur Erziehung gewährt gegenüber 350 Hilfen im Jahr 2002. Im Durchschnitt aller Landkreise liegt dabei das Kreisjugendamt leicht über dem landesweiten Durchschnitt.  

Besonders interessant war eine Betrachtung der Aufteilung der verschiedenen Hilfen. Der Anteil der ambulanten Hilfen liegt im Kreisjugendamtsbezirk bei einem hohen Anteil von 61 Prozent. Dies weist nach Darstellung von Heinz Müller deutlich darauf hin, dass im Landkreis Neuwied in hohem Umfang mit familienerhaltenden Maßnahmen gearbeitet wird.

„Dem gegenüber liegt der Landkreis Neuwied bei den stationären Hilfen z. B. in Form von Heimunterbringungen unter dem Durchschnitt der Landkreise in Rheinland-Pfalz“, unterstreicht ISM-Leiter Müller.

Als einen wesentlichen Einflussfaktor auf die Inanspruchnahme von Hilfen zur Erziehung ging Müller auf die Armut von Kindern ein, gemessen an den Leistungen durch die Jobcenter für Kinder im Alter unter 15 Jahren. Dabei liegt der Landkreis etwas unter dem Durchschnitt der Landkreise in Rheinland-Pfalz. Deutlich wird der Zusammenhang bei dem Anteil von laufenden und beendeten Hilfen zur Erziehung je 1000 Sozialgeldempfänger im Jahr 2015, bei dem ein hoher Anteil dieser Gruppe Empfänger von Hilfen zur Erziehung ist.  

Deutlich wurde auch die Belastung von alleinerziehenden Elternteilen, bei denen bundesweit die Wahrscheinlichkeit, in einer Jugendhilfeeinrichtung untergebracht zu werden, fünfmal höher war, wie bei Eltern, die zusammenleben. 

Während das Kreisjugendamt im interkommunalen Vergleich sehr viele Hilfen zur Erziehung bearbeitet, liegt der Landkreis Neuwied bei den Brutto-Ausgaben für Hilfen zur Erziehung an drittletzter Stelle im interkommunalen Vergleich in Rheinland-Pfalz. „Diese sehr günstige und gute Entwicklung ist“, nach Darstellung von Heinz Müller, „insbesondere auch auf die qualitative konzeptionelle Arbeit des Kreisjugendamtes und den hohen Anteil an ambulanten Hilfen zuzuschreiben.“ 

Neben den Daten für die Hilfen zur Erziehung wird seit 2010 auch regelmäßig die Zahl der Hinweise auf Kindeswohlgefährdung ausgewertet, die von den Jugendämtern zu bearbeiten ist. Dabei liegt der Landkreis Neuwied wie auch in den Vorjahren deutlich über dem Mittel der Jugendämter in Rheinland-Pfalz mit 15,9 Gefährdungseinschätzungen im Jahr 2015 pro 1.000 Kinder und Jugendliche im Alter von unter 18 Jahren.  

Kreisjugendamtsleiter Jürgen Ulrich berichtet: „Die Auswertung der Meldungen zeigt, dass im Landkreis Neuwied in zehn Prozent der Fälle eine Kindeswohlgefährdung, in 33 Prozent der Fälle eine latente Gefährdung festgestellt wurde. In 38 Prozent der Fälle wurde zwar keine Gefährdung des Kindes festgestellt, allerdings ein Hilfe- oder Unterstützungsbedarf der Familien. Lediglich in 20 Prozent aller Hinweise auf Kindeswohlgefährdungen konnte keine Gefährdung und auch kein Unterstützungsbedarf festgestellt werden.“

Dies weist darauf hin, dass in sehr vielen Fällen die Hinweise auf Kindeswohlgefährdungen, die u. a. auch aus der Bevölkerung, Nachbarschaft, Sozialisationsinstanzen wie Schulen, oder der Polizei kommen ein Hilfebedarf für die betroffenen Kinder und Familien besteht.

Bei der Frage des Migrationshintergrundes wurde deutlich, dass es hier keine Unterschiede zwischen Anzahl der Gefährdungsmeldungen von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund gibt.  

„Alle Jugendämter in Rheinland-Pfalz haben in den vergangenen Jahren in die Verbesserung der Personalausstattung der Sozialen Dienste investiert, dazu gehört auch der Landkreis Neuwied“, erklärt ISM-Chef Heinz Müller. Damit einhergehend konnte auch die Fallbelastung der Mitarbeiter in den Sozialen Diensten vermindert werden. Nach Darlegung von Müller lassen alle vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchungen den Schluss zu, dass eine unzureichende Personalausstattung der Sozialen Dienste der Jugendämter und damit einhergehend auch wenig Zeit für eine gründliche Fallbearbeitung, letztlich die Kosten steigen lässt. Die Situation im Bereich des Kreisjugendamtes Neuwied gibt nach Ansicht von Heinz Müller hierfür ein gutes Beispiel: Investitionen in die Personalausstattung mit einer verringerten Fallzahlenbelastung, in Verbindung mit einem sehr hohen Anteil an ambulanten Hilfen führen letztlich dazu, dass die Brutto-Ausgaben für Hilfen zur Erziehung am unteren Bereich der Skala im interkommunalen Bereich in Rheinland-Pfalz liegen.

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