„Den diesjährigen Bericht zur aktuellen Lage der Kindeswohlgefährdungen im Kreisjugendamtsbezirk und die Entwicklung der Hilfen zur Erziehung, auch im Vergleich zu den anderen Landkreisen, erwarten wir in diesem Jahr besonders interessiert, liegt doch ein fast komplettes Jahr unter Coronabedingungen hinter uns“, mit diesen Worten begrüßte Landrat Achim Hallerbach den Geschäftsführer Heinz Müller des Institutes für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ISM) im Jugendhilfeausschuss.
Das
ISM Mainz wertet jährlich die Daten der teilnehmende Jugendämter aus,
um dadurch eine solide Grundlage sowohl für die Arbeit der Jugendämter
als auch zu den Entwicklungen bei den Hinweisen auf Kindeswohlgefährdung
zu erhalten.
Insgesamt
sind die Hinweise auf Kindeswohlgefährdung in Rheinland-Pfalz in den
Jahren 2010 bis 2019 kontinuierlich gestiegen. Der Landkreis Neuwied
liegt bei der Zahl der Kindeswohlgefährdungen pro 1.000 Minderjährige an
neunter Stelle im Landesvergleich insgesamt. Die Verteilung der
bearbeiteten Hinweise auf Kindeswohlgefährdung ähnelt in 2020 dem
Vorjahr. Allerdings wurde im Juli ein stärkerer Anstieg der Hinweise
verzeichnt, die durch die Fachkräfte des Kreisjugendamtes bearbeitet
wurden.
Heinz
Müller machte deutlich, dass Schulen und Kindergärten als Melder von
Kindeswohlgefährdungen eine geringere Rolle spielen als gemeinhin
angenommen. Die überwiegende Zahl der Meldungen kommt von
Strafverfolgungsbehörden, Bekannten, Nachbarn oder auch anonym. Die
Daten zeigen, so Müller, dass die Hinweise auf Kindeswohlgefährdung
durch den Lockdown, insbesondere auch durch die Schließung von Schulen
und Kindergärten, nicht zurückgegangen sind. Bei der Verteilung der
Meldungen zeige sich ein Anstieg der Hinweise auf psychische
Vernachlässigung von Kindern insbesondere in den Monaten April und Mai
2020.
Eine
Überprüfung der Hinweise auf Kindeswohlgefährdung im Rahmen
persönlicher Kontakte mit den Betroffenen erfolgte, in der Regel in ca.
84 bis 100 Prozent der Fälle trotz der für die Mitarbeiter des
Jugendamtes damit verbundenen Risiken.