Große Offenheit für eine digitale Unterstützung der medizinischen Versorgung

Gesundheitsprojekt „Digital.Nah.Neuwied“: Ergebnisse der Bürgerbefragung vorgestellt – Expertenrunde gibt viele Anregungen

Kreis Neuwied. Die medizinische Versorgung im Kreis Neuwied ist gut. Noch. Doch wer die Augen nicht verschließt, erkennt leicht: Es wird so nicht bleiben. Ein Anhaltspunkt: Das Durchschnittsalter der niedergelassenen Mediziner liegt derzeit bei circa 58 Jahren. Und Nachwuchs gibt es gerade in den ländlichen Regionen (zu) wenig. Schon jetzt finden Ärzte deshalb häufig keine Nachfolger für ihre Praxen. Auf der anderen Seite steht eine immer älter werdende Gesellschaft mit entsprechend steigendem Behandlungsbedarf.

„In manchen Bereichen ist die Situation der ärztlichen Versorgung auch bei uns im Kreis Neuwied schon jetzt angespannt. Aber das ist nur der Anfang. Deshalb müssen wir uns mit dem Thema auseinandersetzen“, betont Landrat Achim Hallerbach und fügt mit einem leichten Seufzen an: „Das Modell der Landarztpraxis mit einem Arzt ist ein Auslaufmodell.“

Gruppenbild der Beteiligten an der Infoveranstaltung in Oberhonnefeld (von links): Celine Schumann, Johannes Wirtz, Dr. Mischa Uebachs, Sven Lefkowitz, Martina Thelen, Dr. Olaf Gaus, Alexia Zurkuhlen, Achim KrokowskiDer Kreis Neuwied hat sich deshalb auf den Weg gemacht. Bereits 2018 ist er der Gesundheitsregion Köln/Bonn beigetreten. Anfang des vergangenen Jahres haben die Verantwortlichen dann „Meine Gesundheit - Digital.Nah.Neuwied“ gestartet. In Zusammenarbeit mit der „Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck“ (DMGD) und unter intensiver Einbeziehung der Bürger sollen bei diesem vom Bund geförderten Pilotprojekt digitale Unterstützungsmöglichkeiten entwickelt werden. Ein wichtiger Bestandteil war dabei eine breit angelegte Befragung, sowohl von Experten, als auch von „normalen Menschen“. Die Ergebnisse stellten Landrat Achim Hallerbach, Projektkoordinator Johannes Wirtz sowie Dr. Olaf Gaus und Celine Schumann von der DMGD jetzt in einem gut gefüllten Kultur- und Jugendzentrum Oberhonnefeld der Öffentlichkeit vor.

Celine Schumann du Dr. Olaf Gaus stellten die Ergebnisse der Bürgerbefragung vor.Und die Resultate sind grundsätzlich beflügelnd. Denn nicht nur hat die weit überwiegende Mehrheit der 3370 Umfrage-Teilnehmer erkannt, dass ein einfaches „Weiter so“ in die Sackgasse führt. Vor allem haben 93 Prozent erklärt, dass sie sich eine digitale Unterstützung der medizinischen Versorgung grundsätzlich vorstellen können. Erwartungsgemäß war zwar die Skepsis dabei in der Altersgruppe 70+ am größten, doch auch hier gab es noch eine klare Mehrheit. „Es geht dabei nicht darum, den Mediziner durch eine künstliche Intelligenz zu ersetzen, noch soll der persönliche Kontakt zwischen Arzt und Patient verschwinden“, machte Dr. Gaus in diesem Zusammenhang unmissverständlich deutlich. Es gehe vielmehr um telemedizinische und onlinegestützte Verfahren, durch die Zeit gespart und die Arbeitsbelastung von Ärzten und auch Pflegern reduziert werden soll.

Und so ergab auch die Umfrage, dass Online-Rezeptbestellungen und
-Terminvergaben für die meisten Menschen im Kreis Neuwied denkbar sind. Eine Mehrheit steht auch der Übermittlung von Vitaldaten, Videosprechstunden und Online-Medikationsplänen positiv gegenüber. Auf Basis dieser Erkenntnisse, so Dr. Gaus, soll nun eine Kommunikations- und Informationsplattform entwickelt werden. Langfristig heißt das Ziel, eine Plattform
mit digitalen Services und intersektoralem Datenaustausch aufzubauen.Diskutierten die Möglichkeiten einer digitalen Unterstützung der medizinischen Versorgung (von links): Landrat Achim Hallerbach, Dr. Mischa Uebachs, Dr. Olaf Gaus, Dr. Alexia Zurkuh-len, Achim Krokowski und Sven Lefkowitz sowie Moderatorin Martina Thelen.

Über Chancen, aber auch Stolpersteine der Digitalisierung diskutierten Landrat Achim Hallerbach und Dr. Olaf Gaus im Oberhonnefelder KuJu schließlich mit Dr. Mischa Uebachs (Kamillus-Klinik Asbach), Dr. Alexia Zurkuhlen (Gesundheitsregion Köln/Bonn) sowie Achim Krokowski (Pflegestützpunkt Puderbach) und Sven Lefkowitz vom Generationszentrum St. Josef in Vallendar. „Wir haben viele wichtige Anregungen bekommen“, zeigte sich Hallerbach dabei am Ende zufrieden und unterstrich: „Es war klar, dass wir heute Abend kein Patentrezept entwickeln können. Aber wir sind auf dem Weg. Mein Appell ist dabei: Lassen wir uns auf neue Wege und Möglichkeiten ein!“

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